Eigentlich wollten wir erst in zwei Wochen wieder aus unserer Sommerpause zurückkehren. Nun melden wir uns doch schon etwas früher. In dieser Woche startet mit Nordrhein-Westfalen das erste Bundesland ins neue Schuljahr – und das ist aus mehreren Gründen interessant:
Die Corona-Sommerwelle ist noch nicht abgeebbt und könnte, wenn die düsteren Vorhersagen des Bundesgesundheitsministers eintreffen, nahezu nahtlos in den dritten Coronaherbst übergehen. Sind die Schulen darauf vorbereitet?
Nordrhein-Westfalen musste darauf nun als Erstes Antworten finden – und die fallen eher verhalten aus. Es ist naheliegend, dass sich andere Länder am NRW-Kurs orientieren. Wie genau der aussieht, lesen Sie weiter unten (»Das ist los«). Außerdem hat das Land erst seit einem guten Monat eine neue Schulministerin, Dorothee Feller. Deshalb möchten wir in dieser Ausgabe einem besonderen Blick in den Westen werfen.
Wie blicken Sie als Lehrkraft, Schulleitung, Elternteil, Schülerin oder Schüler auf den dritten Coronaherbst? Ihre Meinung interessiert uns sehr! Schreiben Sie uns gern eine E-Mail an bildung@spiegel.de .
Das Team der Kleinen Pause wünscht allen, die noch Ferien haben, eine erholsame Zeit – und allen anderen einen gelungenen Start ins neue Schuljahr!
Das Team von »Kleine Pause«
Das ist los
1. Lücken, Lücken, Lücken
Eigentlich hatten die Bundesländer einander versprochen, sich nicht gegenseitig die Lehrkräfte streitig zu machen. Angesichts des Fachkräftemangels an Schulen und in Kitas haben das aber anscheinend einige vergessen, wie Silke Fokken und Armin Himmelrath im SPIEGEL beschrieben haben.
2. Frau Feller und das Virus
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte es nicht leicht , das Schulministerium zu besetzen. Nun hat sich doch noch jemand gefunden. Vor etwas mehr als einem Monat hat Dorothee Feller ihren Dienst angetreten. Was hat sie vor? Wir stellen Ihnen die neue Ministerin und ihre Pläne für den dritten Coronaherbst kurz vor.
Auch der Bund hat ein neues Infektionsschutzkonzept vorgelegt. Darin findet sich wenig Konkretes, das meiste dürfen die Länder selbst entscheiden. Lehrkärfteverbänden reicht das nicht.
3. Kaltes Rauschen
Angesichts der Energiekrise hat die Politik zum Gassparen aufgerufen. Die Stadt Zwickau kündigte deshalb an, in Kitas und Schulen das Warmwasser abzudrehen. Der Lahn-Dill-Kreis hat das schon zum ersten Juni getan, allerdings nur über den Sommer, befristet bis Mitte September, wie die »Hessenschau« berichtet. 100.000 Euro an Energiekosten möchte der Landrat so einsparen. Der Philologenverband fordert, Schulen sollten bei der Gasversorgung bevorzugt behandelt werden.
Und sonst noch?
Die umstrittene Schreib-Lern-Methode »Schreiben nach Gehör« ist in Nordrhein-Westfalen endgültig Vergangenheit. Gut so, kommentiert die »Rheinische Post« .
Nach langem Hin und Her darf die Elterninitiative »unseKinder« ihren »Kinder- und Jugendcampus« in Stralsund starten, eine inklusive Schule für Kinder von der ersten Klasse bis zum Abitur. Über Monate hatte es Streit gegeben, weil das Bildungsministerium in Schwerin den Gründerinnen und Gründern keine Lizenz erteilt hatte. Nun hat es eine Einigung vor dem Verwaltungsgericht Greifswald gegeben .
Immer wieder fühlen sich Lehrkräfte, die ukrainische Kinder ins deutsche Schulsystem integrieren sollen, mit der Aufgabe alleingelassen. Die »Süddeutsche Zeitung« hat ein Gymnasium im Münchner Umland besucht und sich die Lage vor Ort angeschaut.
Zitat der Woche
»Als ich das Abi mit einem Schnitt von 3,0 bestanden hatte, war das für mich und meine Eltern ein Tag der Befreiung.«
Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auch Nicht-Militärexperten ein Begriff. Die Vorsitzende des Verteidigungsauschusses fällt immer wieder durch scharfe Analysen auf. Auch in der Schule erregte sie gern Aufmerksamkeit, wie sie nun in einem Interview mit der »Zeit« erzählte.
Debatte der Woche
Vor einigen Wochen haben wir Sie an dieser Stelle nach Ihren Erfahrungen mit dem Dauerthema Digitalisierung gefragt – und Sie gebeten, uns zur Abwechslung mal positive Beispiele zu schildern. Das haben einige von Ihnen getan, vielen Dank dafür. Einige Zuschriften möchten wir hier gern abbilden.
Dazu passend hat der Augsburger Pädagogik-Professor Klaus Zierer einen Gastbeitrag auf SPIEGEL.de verfasst.
Yvonne Engelmann von der Helmholtz-Schule in Frankfurt am Main berichtet, ihre Schule sei 1969 die erste Schule in Hessen mit einem Computer gewesen. In der Pandemie habe die Digitalisierung richtig Fahrt aufgenommen, sodass sich die Helmholtz-Schule unter anderem beim Deutschen Schulpreis bewarb . Im Wahlunterricht Film ist ein Kurzfilm entstanden , der die digitalen (und künstlerischen) Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll belegt.
Aus Niedersachsen kam der Hinweis auf die Handelslehranstalt Hameln, eine berufsbildende Schule im Landkreis Hameln-Pyrmont. Seit zehn Jahren entwickeln Lehrkräfteteams gemeinsam mit Ausbildungsbetrieben sowie Schülerinnen und Schülern verschiedene Lernumgebungen und IT-Werkzeuge für den Unterricht. Für ihre Unterrichtskonzepte ist die Handelslehranstalt mehrfach ausgezeichnet worden.
Gymnasiallehrer Marc Matthieson aus Nordrhein-Westfalen empfiehlt einen nicht zu engen – und vor allem: kritischen – Blick aufs Thema. Die Mystifizierung digitaler Potenziale müsse man beispielsweise ebenso hinterfragen wie den wachsenden Einfluss der IT-Wirtschaft im Bildungssystem. In der Zeitschrift »Medienpädagogik« ist dazu ein Positionspapier erschienen .
Sie haben auch eine Meinung zur Digitalisierung an Schulen? Schreiben Sie gern an bildung@spiegel.de.
Die gute Nachricht zum Schluss
Während andere in ihren Sommerferien faul im Freibad herumliegen, läuft ein 16-jähriger Gymnasiast bei sengender Hitze einmal längs durch Deutschland, von Freiburg bis nach Hamburg, rund 70 Kilometer jeden Tag. Das berichtet die »Augsburger Allgemeine« . Denis Holub möchte so Spenden für Schulkinder in Afrika, Asien und Lateinamerika sammeln.
Das war’s für dieses Mal. Haben Sie ein Thema auf dem Herzen, das wir uns einmal genauer anschauen sollten? Dann schreiben Sie gern an bildung@spiegel.de – das Team der »Kleinen Pause« dankt für Ihr Interesse!