Der Januar weckt bei mir immer eine Art Schwarzbrot-Gefühl: dunkel und irgendwie zäh. Im zweiten Corona-Winter gilt das noch einmal mehr. Vor allem Kinder und Jugendliche leiden darunter, wie mein Kollege Jan Friedmann im aktuellen SPIEGEL berichtet. Viele Schulen haben mit Personalengpässen zu kämpfen. Mancherorts werden derzeit nur die Kernfächer unterrichtet. Und nachmittags? Sieht es kaum besser aus. Viele Sport- und Musikvereine gehen auf Nummer sicher und fahren ihr Angebot herunter.
In diesem Newsletter versuchen wir deshalb auch, Ihren Blick aus dem Corona-Tunnel heraus auf andere interessante Themen zu lenken. Vielleicht klappt’s ja. Wir schauen auf den Kampf um das Gymnasium Nonnenwerth, das auf einer malerischen Insel im Rhein liegt und von der Schließung bedroht ist (Das ist los). Wir beschäftigen uns mit einem Evergreen unter den Pädagogik-Diskussionen: Wie viel Smartphone im Unterricht ist hilfreich – und wie viel ist zu viel (Debatte der Woche)?
Halten Sie durch und bleiben Sie gesund!
Das Team von »Kleine Pause«
Das ist los
1. Oh Omikron!
Nach den Weihnachtsferien schnellen die Corona-Infektionszahlen in die Höhe, mancherorts werden die Tests knapp. Wenn es zu Engpässen komme, dürften Schülerinnen und Schüler nicht das Nachsehen haben, fordert die neue FDP-Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
2. Piks in der Schule
Was lange Zeit schleppend anlief, nimmt nun Fahrt auf: Immer mehr Bundesländer schicken mobile Impfteams in Schulen, um Kinder und Jugendliche gegen das Corona-Virus zu impfen, etwa Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Berichte über Impfteams, die in Sachsen und Thüringen von Impfgegnern attackiert wurden, hatten Schulleitungen im vergangenen Herbst oft abgeschreckt. Durch die Omikron-Mutante hat das Thema anscheinend eine neue Dringlichkeit erhalten.
3. Drama im Rhein
Das Franziskus-Gymnasium Nonnenwerth liegt idyllisch auf einer Insel mitten im Rhein. Doch ob es die Privatschule nach den Sommerferien noch geben wird, ist mehr als fraglich. Ein Investor hat die Schule gekauft und streitet nun mit Eltern, Landkreis und Land darum, wer die Kosten für den maroden Brandschutz übernimmt. Die Nerven liegen blank: Jugendliche fürchten um ihre Schule, Lehrkräfte um ihre Jobs, der Investor um sein Geld. Mein Kollege Armin Himmelrath und ich haben die Insel besucht und mit Beteiligten auf beiden Seiten gesprochen. »Nur ein Wunder kann jetzt noch helfen«, sagt Armin. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.
4. Und sonst noch?
In Österreich bleiben Schülerinnen und Schüler derzeit immer wieder dem Unterricht fern – um für mehr Infektionsschutz zu demonstrieren. Kommt es auch hier so? Der Deutschlandfunk hat dazu den Berliner Schülersprecher Anjo Genow befragt.
Auch in Frankreich steigen die Infektionszahlen an Schulen. Wie unsere Nachbarn mit dem Thema umgehen, hat der Vizerektor der deutschen Schule in Paris, Jörn Gerdes, meiner Kollegin Silke Fokken erzählt: Gerdes plant, seine Abiturientinnen und Abiturienten vor den Prüfungen vorsorglich zwei Wochen lang in den Distanzunterricht zu schicken.
Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbands – und gefühlt die meistzitierte bildungspolitische Stimme in der Pandemie. Wer ist der Mann? Die »Süddeutsche Zeitung« hat ihn auf einen Spaziergang in seiner bayerischen Heimat getroffen.
Zahl der Woche
93.100
So viele Kinder und Jugendliche wiederholten im vergangenen Schuljahr eine Klasse – und damit rund ein Drittel weniger als in vorherigen Jahren, meldet das Statistische Bundesamt. Die Statistiker begründen das mit der Corona-Pandemie. Wegen der langen Schulschließzeiten haben viele Bundesländer ihre Versetzungsregeln geändert. Mehr dazu gibt es hier.
Debatte der Woche
Hilft das Smartphone beim Lernen? Oder stört es eher? In der Corona-Pandemie, so scheint es, führt am digitalen Lernen kein Weg vorbei. Viele Schülerinnen und Schüler nutzen dafür das Smartphone – entweder das eigene oder das der Eltern.
Der Bildungsforscher Klaus Zierer warnt in einem Gespräch mit dem SPIEGEL nun davor, Smartphones auch im Unterricht einzusetzen. Durch die Handynutzung in der Schule seien Schülerinnen und Schüler, statistisch betrachtet, häufiger abgelenkt, weniger aufmerksam und zeigten geringere Lernleistungen. Er bezieht sich dabei auf neue Erkenntnisse aus der berühmten Hattie-Studie. »Die Nutzung digitaler Medien allein«, sagt Zierer, »führt eben nicht automatisch zu Medienkompetenz und Lernerfolg« – auch wenn dies oft genug angenommen werde.
Teilen Sie Zierers Haltung? Welche Erfahrungen haben Sie mit Smartphones im Unterricht gemacht? Wir freuen uns über Ihre Meinung und weitere gute Argumente. Schreiben Sie an bildung@spiegel.de.