12.01.2021 Präsenz? Ja klar. Aber wann und für wen?

Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht – aber unser Eindruck ist: Die Zahl der Menschen, die in Deutschland derzeit aus dem Stand verlässlich Auskunft darüber geben könnten, in welchem Bundesland welche Jahrgangsstufen gerade nach welchem Präsenz-, Misch- oder Distanzmodell unterrichtet werden, geht gegen null.

Insofern ist Britta Ernst nicht zu beneiden. Die SPD-Bildungsministerin aus Brandenburg übernimmt am Donnerstag für ein Jahr das Amt der KMK-Präsidentin – und muss in dieser Rolle die Vielstimmigkeit und Widersprüche der Länder bündeln. Schon die ersten Tage des Jahres 2021 zeigen: Das ist eine Mammutaufgabe (»Das ist los«).

Gibt es einen Schuldigen daran, dass die Schulpolitik der Länder im Umgang mit Corona derzeit so unterschiedlich ist? Die Gemengelage ist unübersichtlich, die Erwartungen sind teils absurd hoch – und die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen eiern bei den Vorgaben herum (»Debatte der Woche«).

Das Team von »Kleine Pause« wünscht Ihnen eine gute Woche, Gesundheit und gelingenden Unterricht – egal, in welcher Form Sie ihn derzeit halten (müssen).

Feedback & Anregungen?

Das Team von »Kleine Pause«

Silke Fokken, Kristin Haug und Armin Himmelrath

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„Kleine Pause“ – der Bildungs-News­letter vom SPIEGEL
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Das ist los

1. Der Stufenplan der KMK

Montag: Die Kultusministerkonferenz (KMK) verabschieden ihren Drei-Punkte-Plan für die Rückkehr zum Präsenzunterricht.

Dienstag: Angela Merkel und die Länderchefinnen und -chefs beschließen, diesen Eindruck vermitteln sie jedenfalls in der anschließenden Pressekonferenz, unter anderem bundesweite Schulschließungen bis Ende Januar.

Mittwoch: Die ersten Bundesländer verkünden die Rückkehr für Präsenzunterricht, zumindest für einige Klassen – mal für den 18. Januar, mal zum 25. Januar, mal zum 1. und mal zum 8. Februar. Und für die Förderschulen zum Teil sogar schon ab dem 11. Januar.

»Die Kultusminister haben versäumt, Schule pandemiesicher zu machen – und Kindern und Jugendlichen damit das Recht auf Bildung erst recht genommen«, schreibt Kollege Tilmann Warnecke in seinem Kommentar im »Tagesspiegel« und wirft den Kultusministerinnen und -ministern »Arbeitsverweigerung« vor. Hier können Sie seinen Wutausbruch nachlesen

Und dann ging’s los mit dem Distanzlernen nach den Weihnachtsferien – und so mancher Server in die Knie, wie Dario Schramm von der Bundesschülerkonferenz im SPIEGEL-Interview sagte.

Britta Ernst tritt am Donnerstag ihr neues Amt als Präsidentin der Kultusministerkonferenz an. Und hat im Vorfeld schon mal klargemacht, dass die Hoffnung auf Planungssicherheit für den Schulbetrieb derzeit vielleicht etwas überzogen ist. Rückenwind für die neue KMK-Chefin und die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen gibt es unterdessen aus Paris: Andreas Schleicher, bei der OECD für die Pisa-Studien zuständig, findet, dass »Präsenzunterricht nicht ersetzbar« und »sehr vernünftig« sei. Die Debatte ist und bleibt spannend.

Auch Anja Karliczek, die Bundesbildungsministerin, hat sich im SPIEGEL zum Thema Präsenzunterricht geäußert. Das Interview mit ihr finden Sie hier.

2. Prüfungsfragen

»Ich glaube, wir werden dieses Jahr nicht den perfekten fairen Abschluss gewährleisten können, weil die Differenzen zu groß sind«, so SchülerInnenvertreter Dario. Und fordert: »Da muss entweder Lehrstoff gekürzt oder Noten müssen angepasst werden.« Und es gibt tatsächlich Bildungsminister(innen), die sich das durchaus vorstellen können – so wie etwa Helmut Holter in Thüringen, der das gerade für sein Bundesland prüfen lässt

Andere Länder, auch in Europa sind da schon weiter: Weil wegen der Coronakrise Prüfungen in Schulen derzeit nicht möglich, hat Großbritannien sie gestrichen. Nun sollen die Lehrkräfte entscheiden, welche Abschlussnoten gerechtfertigt sind

Erste zaghafte Schritte zur Änderung der Prüfungsanforderungen gibt es allerdings auch hierzulande: Erste Länder – unter anderem Berlin, NRW, Hamburg, Thüringen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern – haben angekündigt, beim Mittleren Abschluss auf die Examensklausuren zu verzichten und lediglich die Präsentationsprüfungen durchzuführen.

Wie sehen Sie das? Wie können faire Abschlussprüfungen für den Haupt- und Mittleren Schulabschluss, für das Abitur oder die Berufsschulen in den kommenden Monaten aussehen? Schreiben Sie uns gerne an kleinepause@newsletter.spiegel.de.

3. Und sonst noch? Die Sache mit den Masken

Masken für alle Lehrkräfte, das klingt gut. Nordrhein-Westfalen hat das angekündigt, andere Bundesländer ebenfalls. Und Baden-Württemberg hat sogar schon mit der Verteilung begonnen – und damit möglicherweise ein kommunikatives Eigentor geschossen. Denn ausgegeben wurden offenbar mangelhafte Masken von fragwürdiger Qualität.

Jetzt herrscht ja in Baden-Württemberg derzeit eine gewisse politische Grundgereiztheit, schließlich wird in ein paar Wochen eine neue Landesregierung gewählt. Vielleicht ist es daher nur logisch, dass der Maskenstreit mittlerweile die grün-schwarze Landesregierung spaltet.

Debatte der Woche

Schulen auf, Schulen zu – was will die Politik?

Was die Regierungschefs zu den Schulschließungen beschlossen haben, war offenbar bewusst so löchrig formuliert, dass fast alles möglich ist. Den Berliner Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda ärgert das. Er schreibt unter anderem:

Warum blinken die Regierungschefs Richtung »bundesweite Schulschließungen« und biegen ab Richtung: »Jeder macht das, was er für richtig hält«?

Ganz einfach: Weil viele von ihnen eben nicht davon überzeugt sind, dass geschlossene Bildungseinrichtungen, besonders bei jüngeren Kindern, gerechtfertigt sind durch das Ziel, die Pandemie einzudämmen. Weil sie aber eben auch Geschlossenheit und Tatkraft demonstrieren wollten. Oder von der Kanzlerin dazu verdammt wurden.

Im Ergebnis aber haben die Ministerpräsidenten die schlimmste aller Varianten gewählt. Der eine Teil der Öffentlichkeit hält Schulöffnungen für zu riskant und fühlt sich betrogen. Der andere wünscht sich zwar offene Kitas und Schulen, aber doch bitte nicht aufgrund eines so verdrucksten, halbherzigen Beschlusses.

Den ganzen Kommentar finden Sie hier.

Das war’s für dieses Mal. Das Team der »Kleinen Pause« dankt für Ihr Interesse – bis zum nächsten Mal!

Ideen, Anregungen, Feedback? Wir freuen uns über Post an kleinepause@newsletter.spiegel.de

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